Die schönste Hochzeit, die ich begleiten durfte!

Gestern habe ich gedanklich auf 80 Hochzeiten zurückgeblickt und überlegt, welche eigentlich die schönste war und warum. Natürlich ist so eine Feier ja kein Wettbewerb, wo es darum geht den Anderen zu übertrumpfen oder “besser zu sein”, trotzdem ist diese Frage meiner Meinung nach erlaubt.

Zurück zur schönsten Hochzeit: Die schönste Hochzeit hatte ich letztes Jahr in Niederbayern, “etwas” abgelegen, naja ok, eher in der tiefsten Provinz (durch die man aber wegen der Landschaft echt gerne fährt).

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Der erste Pluspunkt hat jedoch schon weit vor dem Hochzeitstag stattgefunden: Schon beim Kennenlernen am Telefon war das Brautpaar super nett, die Kommunikation war easy und alles schnell besprochen. “Meinen” Brautpaaren biete ich jedoch immer zusätzlich an, sich mit mir auf einen Kaffee zu treffen, entweder noch vor der Buchung oder auch erst 1-2 Monate vor der Hochzeit. Dabei werden die letzten Details besprochen und ich beantworte die letzten Fragen, zudem ist es natürlich auch viel schöner auf einer Hochzeit einzutreffen, wo man das Brautpaar bereits kennt und es auch schon mal live gesehen hat.

Die Beiden nahmen eine Anfahrt von ZWEIHUNDERT Kilometer in Kauf, nur um sich persönlich mit mir zu unterhalten, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, ob ich Ihnen entfernungsmäßig entgegen kommen kann. WOW!

Nach anderthalb Stunden angenehmen Gespräch traten Sie wieder die Heimreise an. Am Tag der Hochzeit sollte ich bereits um 13 Uhr spielen, aus dem Grund, weil Hochzeiten in Niederbayern traditionell sehr früh beginnen. Um 6 Uhr wird dort schon mit Kanonen geschossen und der erste Schnaps getrunken. Oft folgt dann ein Weißwurschtfrühstück und danach findet die Hochzeitszeremonie statt.

Das Personal der Location war leider unfreundlich und gegenüber DJs leider nicht sonderlich positiv eingestellt. “DJs sind immer so laut”, “unsere Musik hast du eh nicht dabei” usw. Dadurch wurde die gute Stimmung bei der Anfahrt leider wieder etwas getrübt. Viele Locations sind DJs gegenüber oft negativ eingestellt, wenn Sie bisher nur Bands hatten, schließlich kennen sie DJs nur aus Diskotheken und als “arrogante Künstler”, die nur ihren Stiefel durchziehen, ohne Rücksicht auf die Wünsche der Gäste. Insofern kann ich die Einstellung schon nachvollziehen, glücklicherweise konnte ich das Personal an diesem Abend jedoch noch umstimmen, aber dazu später mehr.

Nach dem Aufbau und dem Soundcheck traf das Brautpaar in der Location ein, überglücklich an ihrem großen Tag und mit herzerwärmenden Lächeln. Der Hochzeitslohner (eine Art bayrischer Weddingplaner) stellte sich vor und lockerte mit einer humorvollen Anfangsmoderation die Stimmung. Das Brautpaar gratulierte mir bereits nach 15 Minuten Hintergrundmusik für die tolle Trackauswahl, bezahlte mich bereits im Voraus und gab überdurchschnittliches Trinkgeld (welches ich jedoch nie erwarten würde). Nachdem sich die Gäste eingefunden hatten, fand noch eine Rede statt, dann übernahm wieder der Hochzeitslohner das Zepter (er hatte tatsächlich eine Art Zepter dabei!) und führte die Gäste zur Brautentführung nach draußen, während der Bräutigam von den Trauzeugen anderorts abgelenkt wurde.

Draußen stand bereits eine zweite, von mir aufgebaute, Anlage bereit und ich musste nur noch meinen Laptop von drinnen mitnehmen. Der Quetschnspieler untermalte das “Gstanzl” (bayrischer, humorvoller Dissrap) des Hochzeitslohners, der die Gäste ordentlich auf die Schippe nahm. Zahlreiche Lacher waren die Folge. Zwischen den Einlagen des Hochzeitslohners spielte ich immer wieder Stimmungsmusik und die partymotivierten Gäste standen ALLE bereits beim ersten Song auf den Stühlen und klatschten fleißig mit.

Nach einiger Zeit kam auch der Bräutigam hinzu, den, zu meiner Überraschung, die Trauzeugen als Putzfrau im klassichen Kittel verkleidetet hatten, was natürlich wieder für Lacher sorgte. Nach dem traditionellen “Holzscheitlknien”, 10 tierischen Kosenamen für die Braut und weiteren Aufgaben, wurde dem Bräutigam die Braut wieder “zurückgegeben”.

Die Gäste waren also bereits in bester Laune, was natürlich positiv zur späteren Party beitrug. Bereits in der ersten Tanzrunde, die überlicherweise mit Discofox eher die älteren Gäste ansprechen soll, war die Tanzfläche voll. Rockrunde, 90er, Schlager, Charts, (…) alle Genres wurden abgedeckt und die Gäste nahmen alles an, was ich ihnen musikalisch servierte. Leider war das Ende schon um 1 Uhr geplant, das Brautpaar fragte dann aber glücklicherweise eine Verlängerung an. Diese wurde jedoch von der Location einfach abgelehnt (unglaublich!), obwohl man vorher keine feste Sperrstunde vereinbart hatte, mit dem Grund, dass man morgen ja um 8 Uhr bereits wieder arbeiten müsse (Personalmangel, Personalmissmanagement). Daher fand die Feier bereits, trotz der motivierten Gäste, ein frühes Ende.

Das Brautpaar war trotzdem sehr zufrieden und konnte das Personal wenigstens noch zu einem letzten Bier überzeugen. Nach dem Abbau und der Beladung des Autos bedankte ich mich beim Brautpaar für die sehr angenehme Hochzeit und verabschiedete mich.

Am nächsten Tag kam prompt noch eine überaus nette WhatsApp Nachricht, worin sich die Beiden nochmals bei mir bedankten (darum liebe ich diesen Job so).

Für mich war die Hochzeit abgesehen vom Personal absolut perfekt. Am normalerweise eher faden Nachmittag war dank dem Hochzeitslohner direkt Party angesagt und keine Spur von Langeweile zu spüren. Abends wurde intensiv weitergefeiert, der Kontakt war überaus nett und ein so überglückliches Brautpaar zu hinterlassen, erwärmt natürlich jedes DJ-Herz.

Sogar das unfreundliche Personal war am Ende zufrieden mit mir als DJ, nachdem ich Ihnen bewiesen hatte, dass ich nicht nur leise kann (bzw. in einer angepassten Lautstärke spiele), sondern auch “ihre Musik” dabei hatte (was, wer hätte es gedacht, natürlich vorangig Schlager waren). Sogar der Chef der mir vorher auch nicht gut gesinnt war, fragte mich am Ende für sein Sommerfest an.

All dies soll jedoch nicht heißen, dass alle anderen Hochzeiten nicht auch schön waren. Jede Hochzeit hat seine Höhepunkte und “Stärken”, an diesem Tag fiel eben einfach viel Gutes zusammen.

Für mich persönlich habe ich auf dieser Hochzeit vor allem Eines mitgenommen: Freundlichkeit zahlt sich immer aus, auch gegenüber unfreundlichen Menschen, denn hat man Sie am Ende von sich überzeugt gewinnt man Sympathie, die man sich verspielt hätte, wenn man ebenso unfreundlich reagiert hätte.

Ich hoffe ich habe euch mit diesen Post nicht entmutigt, sondern motiviert eure Hochzeit ebenso durchdacht zu planen, wie es dieses Brautpaar tat. Gerne dürft ihr euch natürlich auch bei Fragen an mich wenden, denn nach so vielen Hochzeiten auf denen ich schon DJ sein durfte, hat man so einige Erfahrungen gemacht.